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Wirkungsziel 3: Wissen und Kompetenz stärken

Information und Qualifikation sowohl für Berufsgruppen im Gesundheits- und Sozialbereich als auch für An- und Zugehörige ermächtigen zu kompetentem, kooperativem und wechselseitig verbindlichem Handeln.

Herausforderung

Der professionelle Umgang mit Menschen mit demenziellen Beeinträchtigungen erfordert spezielles Wissen und Interaktionsformen. Beides ist bei den betroffenen Berufsgruppen noch nicht ausreichend ausgebildet. Spezifisches Fachwissen und entsprechende Kompetenz müssen daher insbesondere für Berufe im Gesundheits- und Sozialwesen vertieft, erweitert bzw. gestärkt werden, um so die Betreuungsqualität zu verbessern.

An- und Zugehörige leisten zentrale Pflege- und Betreuungsarbeit für Menschen mit demenziellen Erkrankungen. Dieser Sachverhalt führt zu folgender Problematik: An- und Zugehörige verfügen oft nicht über ausreichendes Wissen und Kompetenz im Umgang mit demenziell erkrankten Menschen, wodurch Sicherheitsaspekte und individuelle Entlastungsstrategien zu kurz kommen können. Dies führt zur Überforderung und damit einhergehend zu Rückzugsverhalten, Missstimmung, Aggression, Eskalation und kann in weiterer Folge zu allen Formen von Gewalt führen. Darüber hinaus mangelt es an systematischer Kooperation zwischen An- und Zugehörigen und den professionellen Dienstleistern wie auch an entsprechender fachlicher Unterstützung.

Demenzspezifische Angebote in Aus-, Fort- und Weiterbildungen werden sowohl für Gesundheits- und Sozialberufe als auch für pflegende An- und Zugehörige bzw. für Personenbetreuerinnen der 24-Stunden-Betreuung zu wenig oder nur punktuell angeboten.

Angestrebte Wirkung

Entsprechende (Aus)Bildungsmaßnahmen ermöglichen das gleichberechtigte Einbeziehen von Betroffenen, An- und Zugehörigen und Experten/Expertinnen.

Erste Bildungsmaßnahmen sind Sensibilisierungsmaßnahmen, die alle Beteiligten eines Systems (z. B. im Krankenhaus von der Rezeption bis zum Krankenbett, Transportdienst) gleichermaßen einschließen.

Im beruflichen/professionellen Bereich sind demenzspezifische Themen bereits in der Ausbildung zu verankern und in der Fort- und Weiterbildung zu erweitern. Speziell aus- und weitergebildete Fachkräfte unterstützen Menschen mit demenziellen Beeinträchtigungen. Haus- und Fachärzte bzw. Haus- und Fachärztinnen/-ärzte sind kompetente Ansprechpersonen.

Schulungs- und Ausbildungsangebote für An- und Zugehörige oder Ehrenamtliche verschaffen demenzspezifische Kompetenz mit dem Ziel, individuelle Belastungen und Herausforderungen zu erkennen, zu reduzieren und mehr Betreuungsqualität im informellen Sektor zu erreichen.

Aussagen von Betroffenen: 

„Ich bin aus der Haut gefahren und jetzt komme ich nicht mehr hinein. Hilfst du mir?“ – Wenn ich dir nicht zuhöre. Kannst du bitte still sein mit mir?“  (Plakatserie der Aktion Demenz, Vorarlberg)

Eine Person sitzt vor einem Computer.

Text

Ziel ist die schrittweise Kompetenzentwicklung für den Umgang mit Menschen mit demenziellen Beeinträchtigungen, unter anderem durch

  • Rollenklärung, jedenfalls im multiprofessionellen Team und Abklären der Nahtstellen zwischen Gesundheits- und Sozialbereich
  • Entwicklung abgestufter Kompetenzprofile
  • Verankerung fachlicher Aspekte und Implementierung demenzspezifischer Inhalte in  Aus-, Fort- und Weiterbildung wie z. B.
    • Wissen um und Sensibilisierung hinsichtlich der Bedürfnisse und Rechte von Menschen mit Demenz und darauf aufbauende Kommunikation und Interaktion, insbes. personenzentrierte Konzepte in der Interaktion und Kommunikation (verbal, non verbal)
    • Prävention von und Umgang mit herausforderndem Verhalten
    • Strategien zur Erkennung, Prävention von und Reagieren auf Krisen und Gewalt
    • demenzielle Krankheitsbilder inkl. Symptomatik, Differentialdiagnostik, Ressourcen, Prozesse
    • Strukturiertes Medikamentenmanagement insbesondere zur Vermeidung von unerwünschten Neben- und Wechselwirkungen, Risiken der Polypharmazie sowie potenziell inadäquater Medikation (PIM)
    • bedarfs- und bedürfnis- und situationsorientierte multiprofessionelle Versorgung (inkl. Biografiearbeit, Tagesgestaltung, Aktivierung, An- und Zugehörigenarbeit)
  • Sicherstellung des Theorie – Praxis – Transfers durch entsprechend qualifiziertes Personal mit wissenschaftlicher, praktischer und didaktischer Kompetenz
  • Vernetzungsmöglichkeiten für den multiprofessionellen Austausch sollen geschaffen werden

Zielgruppen

  • Multiprofessionelle Teams
  • gesetzliche Vertreter/innen
  • Akteure/Akteurinnen in unterschiedlichen öffentlichen Einrichtungen im Gesundheits- und Sozial-wesen

Ebenen der Umsetzung

  • Ausbildungseinrichtungen
  • Gebietskörperschaften
  • Anbieter/innen von Gesundheitsdienstleistungen und sozialen Dienstleistungen unter Mitwirkung der multiprofessionellen Teams

Text

Auf- und Ausbau eines flächendeckenden Angebotes an niederschwelligen, kostengünstigen Informations- und Schulungsangeboten zu folgenden Themen:

  • Basiswissen zu Demenz und Umgang mit Menschen mit demenziellen Beeinträchtigungen
  • personenzentrierte Interaktions- und Kommunikationsschulung
  • Internetbasierte Lern- und Informationsangebote (siehe auch Handlungsempfehlung 2e)
  • An- und Zugehörigenberatung und -coaching, z. B. zu Entlastungsstrategien und Entlastungsangeboten
  • Gewaltprävention, Gewalterkennung und –bekämpfung
  • Informationen zur Vereinbarkeit von Pflege und Beruf
  • Beratung zur rechtlichen, sozialen, beruflichen und finanziellen Situation für An- und Zugehörige

 

Zielgruppen

  • An- und Zugehörige von Menschen mit demenziellen Beeinträchtigungen
  • Freiwillige in der Nachbarschaftshilfe, Ehrenamtliche

Ebenen der Umsetzung

  • Gemeinden
  • Sozial- und Gesundheitsberufe
  • Anbieter/innen von Gesundheitsdienstleistungen und sozialen Dienstleistungen

Unter Einbindung von
 

  • Beruflichen und politischen Interessenvertretungen und Selbsthilfegruppen
  • Bund, Länder und Sozialversicherung
Text

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