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Wirkungsziel 5: Demenzgerechte Versorgungsangebote sicherstellen und gestalten

Die Angebote der Versorgungskette von Gesundheitsförderung bis Palliativ Care sind niederschwellig, leistbar, bei Bedarf aufsuchend, multiprofessionell, aufeinander abgestimmt, kontinuierlich und individualisiert.

Herausforderung

Die Betreuung und Versorgung von Menschen mit demenziellen Beeinträchtigungen – von Maßnahmen der Gesundheitsförderung bis hin zur Palliativ Care - erfordert ein vielfältiges und aufeinander abgestimmtes Angebot.

Die Mehrzahl der Menschen mit demenziellen Beeinträchtigungen lebt alleine zu Hause und/oder wird von An- und Zugehörigen betreut und unterstützt. Pflege und Betreuung im häuslichen Bereich leisten mehrheitlich Frauen, laut Erhebungen aus dem Jahr 2014 knapp 80 Prozent (Demenzbericht 2014). Bewusstseinswandel und ein sich veränderndes Rollenverständnis von Männern und Frauen können in Zukunft dazu führen, dass mehr Männer die Aufgaben der Pflege und Betreuung übernehmen. Unterstützungsangebote sollen sowohl den Bedürfnissen der Menschen mit demenziellen Beeinträchtigungen als auch jenen von An- und Zugehörigen entsprechen.

Handlungsbedarf, vor allem in Bezug auf abgestimmtes Vorgehen zeigt sich auf allen Teilen der Versorgungskette: im niedergelassenen Bereich (Haus- und Fachärztinnen/-ärzte), in der Akutversorgung im Krankenhaus, im Bereich der mobilen Dienste (wie Heimhilfe, Hauskrankenpflege) sowie im teilstationären und stationären Langzeitpflegebereich (wie Tageszentren, Pflegeheime, Wohngruppen für Menschen mit demenziellen Beeinträchtigungen), aber auch im Bereich der psychosozialen und therapeutischen Angebote.

Eine wachsende Anzahl an Patientinnen und Patienten im Akutkrankenhaus hat neben einer akuten Erkrankung auch die Nebendiagnose Demenz. Zudem leiden Patient oder Patientin auch an noch nicht diagnostizierter Demenz/Delir oder Depression. Die Versorgung stellt die Mitarbeiter:innen der Akutkrankhäuser vor zunehmende Herausforderungen. Derzeit ist der Klinikalltag kaum auf Menschen mit demenziellen Beeinträchtigungen eingestellt, was sowohl für Patientinnen und Patienten als auch Mitarbeiter:innen negative Folgen haben kann.

Fachkompetenz ist notwendig, um zu beurteilen von welchen Maßnahmen die Betroffenen profitieren bzw. welche sogar Schaden verursachen würden. Fachlich kompetenter, abgestimmter und vernetzter Umgang in allen Settings trägt zu einer passenden Versorgung von Menschen mit demenziellen Beeinträchtigungen und damit auch zur Kostenersparnis bei.

Angestrebte Wirkung

Flächendeckende, wohnortnahe aufeinander abgestimmte Versorgung von Menschen mit demenziellen Beeinträchtigungen wird entsprechend dem Verlauf der Erkrankung und in allen Bereichen des Gesundheits- und Sozialwesens zur Verfügung gestellt. Die Betreuung erfolgt auf der Basis individuumzentrierter Bedarfserhebung.

In der Langzeitbetreuung und -pflege (z. B. mobile Dienste, teilstationäre Angebote wie Tageszentren, oder Wohnformen für Menschen mit demenziellen Beeinträchtigungen) können Menschen mit demenziellen Beeinträchtigungen und ihre An- und Zugehörigen aus einer Vielfalt von Angeboten wählen, wobei die Betroffenen unterstützt werden, so lange wie möglich selbstbestimmt zu leben. An- und Zugehörigen werden bedarfs- und fachgerecht unterstützt. Vorhandene Lücken in der Versorgung werden geschlossen.

Aussagen von Betroffenen: 

„Ich will nach Hause, aber nicht in das Zuhause – ich meine das andere Zuhause“ (Plakatserie der Aktion Demenz, Vorarlberg) 

Eine Person sitzt auf einem Stuhl.

Text

Unter Langzeitbetreuung sind mobile, teilstationäre und stationäre Betreuungsformen (wie z. B. Heimhilfe, Hauskrankenpflege, Tageszentren, Pflegeheime, Wohngruppen, Wohn- und Hausgemeinschaften) subsumiert.

Um die integrierte, aufeinander abgestimmte Versorgung von Menschen mit demenziellen Beeinträchtigungen zu ermöglichen, sind sowohl Angebote spezialisierter Versorgung flächendeckend zur Verfügung zu stellen als auch demenzspezifische fachliche Aspekte (wie z. B. spezifische Bedürfnisse erkennen und darauf reagieren, Besonderheiten in der Ernährung, Kommunikation) in der Regelversorgung zu berücksichtigen.

Folgende Bereiche sollen – gezielt und auf Grundlage von regionalen Bedarfs- und Entwicklungsplänen - ausgebaut werden:

  • (Mobile) interdisziplinäre, multiprofessionelle gerontopsychiatrische Fachteams mit dem Schwerpunkt Demenz und klar vereinbarten Zuständigkeiten, das Angebot reicht vom Erstscreening bis zur Versorgung zu Hause bei fortgeschrittener Demenz, um die bedarfsgerechte Betreuung in allen Regionen sicherzustellen
  • Mobile multiprofessionelle Beratungs- und Therapieangebote inkl. Anleitung vor Ort
  • Stundenweise Entlastungsangebote, professionelle Angebote und auch ehrenamtliche Angebote
  • Flexible mehrstündige Betreuungsmöglichkeiten (z. B. fallweise, abends, Wochenende)
  • Mobiles Deeskalationsmanagement, insbesondere zur Gewaltprävention durch qualifiziertes Personal
  • Qualifizierte Versorgung demenziell Erkrankter im Bereich palliative Versorgung und Hospiz
  • Ausbau von Kurzzeitpflege und Tages- und Nachtbetreuung bzw. -pflege (inkl. Fahrtendiensten) für Menschen mit demenziellen Beeinträchtigungen, auch zur Entlastung der An- und Zugehörigen
  • Sicherstellen der Angebote für Übergangs(Reha-)pflege für Menschen mit demenziellen Beeinträchtigungen
  • Weiterentwicklung alternativer Wohnformen und der stationären Einrichtungen der Langzeitpflege auf den zu erwartenden Bedarf und die Bedürfnisse von Menschen mit demenziellen Beeinträchtigungen (Personal, Ablauforganisation, Struktur, Raumkonzepte)

Zielgruppen

  • Menschen mit demenziellen Beeinträchtigungen und deren An- und Zugehörige

Ebenen der Umsetzung

  • Länder und Sozialversicherung

Unter Einbindung

  • aller relevanten Anbieter:innen (professionelle Angebote und Selbsthilfegruppen), Primärversorgungseinrichtungen 

Text

Um die Bedürfnisse von Menschen mit demenziellen Beeinträchtigungen im Krankenhaus erkennen und berücksichtigen zu können, sollen Rahmenbedingungen geschaffen und Leitlinien entwickelt werden, um so eine im Krankenhaus abgestimmte Betreuung (z. B. Begleitpersonen, Abläufe) zu gewährleisten. Bezugspflege ist integrativer Bestandteil der Pflege.

Zielgruppen

  • Menschen mit demenziellen Beeinträchtigungen, An- und Zugehörige, Mitarbeiter:innen in Krankenhäusern

Ebenen der Umsetzung

  • Krankenanstaltenträger unter Mitwirkung der Mitarbeiter:innen, der Fachgesellschaften und Selbsthilfegruppen
  • Länder, Sozialversicherung
Text

©PROMENZ/dragan_dok