Wirkungsziel 7: Qualitätssicherung und -verbesserung durch Forschung
Von der Prävention bis zu Palliative Care diagnostizieren, behandeln, betreuen und pflegen sämtliche Fachkräfte auf Basis wissenschaftlicher/qualitätsorientierter Kriterien und berücksichtigen die individuellen Bedürfnisse der Menschen mit Demenz.
Herausforderung
Eine konkrete Herausforderung liegt darin, konkrete Daten zur Anzahl betroffener Menschen und deren Lebenssituation zu erheben. Regionale Erhebungs- und Evaluationsmodelle sind österreichweit noch nicht abgestimmt bzw. es wird nach unterschiedlichen Kriterien erhoben, wodurch Daten bzw. Evaluationsergebnisse nicht vergleichbar sind. Notwendig ist eine übergreifende empirischer Forschung zur Wirkungsweise therapeutischer und pflegerischer Interventionen sowie Forschung zur wissenschaftlichen Fundierung unterschiedlicher Versorgungsarten und –angebote.
Für eine langfristige Planung bedarfsgerechter Leistungsangebote ist es notwendig, Prävalenzdaten zu Demenz systematisch zu erheben und die Versorgungsforschung zu stärken.
Angestrebte Wirkung
Qualitativ hochwertige Daten liegen vor und sind – unter Beachtung des Datenschutzes – zugänglich, sowohl für betroffene Menschen als auch für die Wissenschaft und öffentliche Entscheidungsträger.
Die Angebote für Menschen mit demenziellen Beeinträchtigungen und ihre An- und Zugehörigen sind wissenschaftsbasiert und multiprofessionell gestaltet, sie werden kontinuierlich evaluiert und weiterentwickelt.
Die für die Planung und Finanzierung der Versorgung Verantwortlichen (Bund, Länder, Gemeinden, Träger, Sozialversicherung etc.) verfügen über ausreichende Daten und Informationen für die Weiterentwicklung der Versorgungsangebote.
Eine neue Kultur der Wissenschaftskommunikation ist eingeführt, Betroffene und breite gesellschaftliche Gruppen werden zeitgerecht und in verständlicher Art über wissenschaftliche Ergebnisse und Erkenntnisse informiert werden. Dies ist auch eine wichtige Voraussetzung dafür, dass neue, praxisrelevante gesellschaftliche Initiativen entstehen.
Aussagen von Betroffenen: „Mir geht es ausgezeichnet. Nur die anderen sehen es nicht so.“ – „Nimm mich mit in deine Welt“ (Plakatserie der Aktion Demenz, Vorarlberg)

... als Basis für das Weiterentwickeln der Angebotsstruktur
Die Umsetzung soll schrittweise erfolgen:
- Ausgehend von einer Zieldefinition für einen Datenpool ist ein Katalog demenzspezifischer Datenarten zu erarbeiten, wobei die Daten sowohl demografische, klinische wie auch pflegerelevante Informationen liefern, und als Basis für laufende Monitoring-Prozesse herangezogen werden.
- Erheben des Ist-Standes vorhandener Daten zu Demenz (welche Daten stehen bereits bundesländerübergreifend zur Verfügung) und Definition eines Minimum Data Sets auf Basis des zuvor entwickelten Kataloges und unter Einbeziehen vorhandener Daten (welche Daten sollen auf regionaler Ebene / Länderebene verfügbar sein) und Festlegen der Kriterien für die einheitliche Datenerfassung
- Aufbau und Weiterentwicklung eines kontinuierlichen Monitorings unter Einbindung aller Systempartner als Basis für einen regelmäßigen Demenzbericht und ein bundesweites Dokumentationssystem
- Fördern der Evidenzbasierung bezüglich des Aufbaues und der Weiterentwicklung von Versorgungsangeboten
- Definition von Versorgungsqualität im Zusammenhang mit Demenz, wobei der Fokus auf Lebensqualität als globaler Outcome und die Entwicklung von Indikatoren für das Messen von Ergebnisqualität gelegt werden soll. Kriterien und Methoden zu Evaluierung (Selbst- und/oder Fremdevaluierung) sind unter Einbeziehen der Perspektiven und Bedürfnisse von Betroffenen zu definieren.
Zielgruppen
- Gesundheits- und Sozialplanung der Länder, Finanzträger, Anbieter:innen von Gesundheitsdienstleistungen und sozialen Dienstleistungen
- Menschen mit demenziellen Beeinträchtigungen und An- und Zugehörige
Ebenen der Umsetzung
- Bund und Länder (Gesundheits- und Sozialplanung), Sozialversicherung
Unter Einbindung von
- Forschungseinrichtungen, Expertinnen/Experten
Eine nationale Forschungsagenda (unter besonderer Berücksichtigung der Versorgungsfor-schung) wird auf Basis internationaler Vorbilder systematisch und methodisch fundiert entwi-ckelt. Dabei werden Experten/Expertinnen aus allen für dieses Thema relevanten Bereichen der Wissenschaft und Praxis sowie die Betroffenen involviert.
Die Forschungsagenda bildet die Grundlage für Schwerpunkte der gezielten Forschungsförderung (z. B. aus bestehenden Fonds) und Schwerpunktesetzungen von universitären und außeruniversitären Forschungseinrichtungen bzw. der Profilbildung im Rahmen der österreichischen Hochschulstrategie.
Zielgruppen
- Forschungseinrichtungen, Forschungs- und Wirtschaftsförderungseinrichtungen
Ebenen der Umsetzung
- Bund, Länder und Sozialversicherung (unter Berücksichtigung der Strukturen gem. HE 4a, 4c)
- Forschungseinrichtungen, Forschungs- und Wirtschaftsförderungseinrichtungen
Eine neue Kultur der Wissenschaftskommunikation muss sich in Österreich entwickeln, um Forschungsergebnisse direkt und zielgruppengerecht aufbereitet zu den Praktikerinnen/Praktikern, den Betroffenen, aber auch zu relevanten Entscheidungsträgern zu bringen. Dazu ist es nicht nur notwendig, eine neue Publikationskultur allgemein in der Wissenschaft einzuführen, sondern auch andere – sehr zielgruppennahe Publikationsformen in Zusammenarbeit zwischen Wissenschaftlerinnen/Wissenschaftlern und Medienexpertinnen/-experten sowie Fachkräften, Betroffenen und An- und Zugehörigen zu entwickeln und zu gestalten.
Wissenstransfer ist nie einseitig. Neben dem klassischen Transfer von Forschungsergebnissen zu den Betroffenen müssen auch Räume geschaffen werden, um zentrale Praxiserfahrungen von Betroffenen und Professionellen den in der Wissenschaft Tätigen zu kommunizieren, damit eine Wissenszirkulation anstelle eines einseitigen Wissenstransfers geschaffen werden kann. Die entsprechenden Vernetzungsaktivitäten an der Schnittstelle zwischen Forschung und Praxis werden dafür weiterentwickelt (z. B. in Form von Kompetenzzentren und Servicestellen).
Zielgruppen
- Menschen mit demenziellen Beeinträchtigungen und deren An- und Zugehörige
- Experten/Expertinnen aus der Praxis
- Anbieter:innen von Gesundheitsdienstleistungen und sozialen Dienstleistungen
- Berufliche und politische Interessenvertretungen
- Forschungseinrichtungen, Entscheidungsträger:innen, Medien etc.
Ebenen der Umsetzung
- Forschungseinrichtungen
- Bund, Länder und Sozialversicherung
- Medienvertreter/innen, Selbsthilfegruppen, Bildungseinrichtungen
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